Reihe: Umgang mit Macht

Das Paradoxon von Pflicht und Freiheit (Teil 9)

Viktor Klassen
3.2.2023
7
Minuten Lesezeit
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Sed ut perspiciatis unde omnis iste natus error sit vol uptatem accusantium doloremque laudantium, total merem aperiam, eaque ipsa quae ab illo inventore veritatis et quasi architecto beatae nugit

Sed ut perspiciatis unde omnis iste natus error sit voluptatem accusantium doloremque laudantium, totam rem aperiam, ipsa quae ab illo inventore veritatis et quasi architecto beatae vitae dicta sunt explicabo. Nemo enim ipsam voluptatem quia voluptas sit aspernatur aut odit aut fugit, sed quia consequuntur magni dolores eos qui ratione voluptatem sequi nesciunt.

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  • Sed ut perspiciatis unde omnis iste natus error.
  • Quia voluptas sit aspernatur aut odit aut fugit.
  • Inventore veritatis et quasi architecto.
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Article by
Jenny Wilson

„Wenn du mich für einen Freund hältst, erfülle meine Bitte!“, schreibt Paul an Phil. Der Apostel Paul(us) möchte mit einem Brief seinen Freund Phil zu einer Tat bewegen. Doch darf man das auf diese Weise tun? Kurz darauf schreibt er: „Ich brauche dir ja nicht zu sagen, dass du mir auch etwas schuldest, nämlich dich selbst.“ Krass, so fordernd aufzutreten. Es scheint, als bliebe Phil nichts anderes übrig, als der „Bitte“ nachzukommen. Klingt nicht nach Freiheit.

Freiwilligkeit heißt nicht: Es ist mir egal

Eben dieser Paul hatte doch im selben Brief einige Zeilen zuvor geschrieben, dass er seinen Freund nicht zu einer guten Tat zwingen wollte. Diese sollte freiwillig sein. Doch nun fährt er diese schweren Geschütze auf. Handelt er da nicht widersprüchlich? Bevor wir zu einer Antwort gelangen, sollten wir einige Überlegungen anstellen: Der Wunsch von Paul, dass die gute Tat von Phil freiwillig getan werden solle, bedeutet nicht, dass ihm seine Tat gleichgültig wäre, nach dem Motto: „Du kannst tun, was du möchtest. Es ist mir gleichgültig und ich werde dich in keiner Weise beeinflussen. “Verwechseln wir nicht Freiheit, die Phil gewährt wird, mit fehlender Beeinflussung oder gar Gleichgültigkeit vonseiten Pauls. Ja, es darf zu keinem Zwang und keiner Nötigung kommen; aber das bedeutet nicht, dass überhaupt kein Bitten und Drängen stattfinden dürfte.

Das Paradoxon

Zudem besteht hier ein Paradoxon zwischen dem Konzept der Freiwilligkeit, etwas aus eigenem Antrieb zu tun, und dem Konzept der Verpflichtung, etwas tun zu müssen. Das wurde mir deutlich, als ich mit meinem Bruder über die Vorgehensweise von Paul korrespondierte. Hatte ich davon geschrieben, dass Paul Phil drängte und zum guten Handeln antrieb, antwortete mein Bruder mir, dass Paul aufpassen müsste, nicht manipulativ zu werden. Schrieb ich dann über Freiwilligkeit, reagierte mein Bruder allerdings ebenfalls unzufrieden: „Zumindest auf der Arbeit geht es nicht um Freiwilligkeit, dort ist man zum Handeln verpflichtet – manche Dinge muss man einfach tun!“ Ich erkenne darin zwei Alternativen: A. Die Führungskraft (hier: Paul) darf nicht manipulieren, aber der Mitarbeiter (hier: Phil) ist zum Handeln gezwungen. B. Der Mitarbeiter soll frei entscheiden dürfen, wird aber häufig von Führungskräften zur Handlung manipuliert. Mit beiden Alternativen bin ich nicht zufrieden: Ich will nicht manipulieren, aber auch nicht zum Handeln zwingen. Ich möchte Freiwilligkeit und zugleich, dass die Pflichterfüllt wird.

Lässt sich das Paradoxon auflösen?

Und damit sind wir bei dem Paradoxon angelangt, mit dem Paul hier zu ringen hat: Es wäre ideal, wenn Philemon freiwillig das täte, wozu er moralisch verpflichtet ist. Die von mir befrage KI meint, dieses Paradoxon bleibe ungelöst und kann nur durch einen Balanceakt zwischen Pflicht und Freiwilligkeit gelöst werden. Ob dieses Paradoxon nun aufzulösen ist oder nicht: Auf diesem schmalen Grat, zwischen Pflicht und Freiwilligkeit, wandert Paul entlang. Mit den folgenden Punkten fordert Paul Phil auf, seine Pflichten zu erfüllen, ohne ihm dabei seine Freiheit zu nehmen.

1. Ein Freund tut, worum er gebeten wird

Er beginnt mit den Worten: „Wenn du mich für deinen Genossen hältst, nimm ihn auf wie mich.“ Mit ihn meint er den entlaufenen Leibeigenen Onesimus, den Phil nun trotz allem so freundlich behandeln sollte, als handelte es sich um Paul. Die Aufforderung riecht nach Zwang, doch in Wirklichkeit zeigt Paul bloß auf, was die Konsequenz einer Freundschaft ist. Wenn Phil ein Freund von Paul ist, ist Freundlichkeit auch Onesimus gegenüber unerlässlich. Schließlich war Onesimus für Paul wie ein Sohn. – Dieses Prinzip lässt sich auf den Job anwenden: Meine ich, ein gutes Verhältnis zu meinem Chef zu haben, ist es nur folgerichtig und zudem legitim von ihm, mich zum freundlichen Verhalten auch anderen Kollegen gegenüber aufzufordern.

 

2. Das gilt auch für den Chef

Also: Paul fordert von Phil, den Knecht Onesimus in das Beziehungsgeflecht aufzunehmen und entsprechend gut zu behandeln. „Willst du mir was Gutes tun? Tu es Onesimus gegenüber!“ Doch es gibt auch die andere Seite: „Hat er dir Schaden zugefügt? Ich begleiche es dir gegenüber.“ Auch Paul nimmt seine Pflicht wahr, die durch die Dreier-Beziehung entstanden ist. „Wenn er dir irgendein Unrecht angetan hat oder etwas schuldig ist, so rechne dies mir an.“ – Auch dies lässt sich heute anwenden: Ich tue anderen Gutes wegen meiner Beziehung zum Chef. Und der Chef leistet Ersatz für den Schaden, den ihm nahestehende Personen mir zufügen. Geht mein Chef auf diese Weise mit mir um, fühle ich mich verpflichtet, seiner Bitte nachzukommen – und tue es zugleich gerne und bereitwillig.

3. Erst vorleben, dann einfordern

Drittens geht Paul mit Hingabe und Opferbereitschaft voran. Er gibt die Garantie, für etwaige Unkosten aufzukommen und den Schaden, der durch Onesimus entstanden war, aus eigener Tasche zu bezahlen. Wie kann Phil hart bleiben und seine Hilfe verweigern, wenn Paul in seiner Hilfsbereitschaft so ein großartiges Vorbild ist? Sein Beispiel an Opferbereitschaft musste tiefen Eindruck bei Phil hinterlassen und ihm helfen, der Aufforderung bereitwillig nachzukommen. – Das Gefühl von Zwang hingegen stellt sich dort ein, wo der Chef von seinen Mitarbeitern Dinge einfordert, die er selbst nicht vorlebt.

 

4. Die moralische Pflicht

Schließlich sagt Paul aber auch, dass Phil moralisch verpflichtet sei: „Ich brauche dir nicht sagen, dass du dich selbst mir schuldest.“ (Phil hatte durch Paul zum christlichen Glauben gefunden.) Diese moralische Verpflichtung ist ein starkes Argument, und lässt doch die Freiheit zu, sich dagegen zu entscheiden. Mich erinnert das an eine frühere Begegnung mit meinem Chef. Ich hatte ihm meine Unzufriedenheit mitgeteilt und nun stand die Frage im Raum, ob ich weiterhin bereit war, die Situation mitzutragen. Mit dem nötigen Takt fragte mein Chef: „Ist dir aufgefallen, dass du in dieser Zeit wiederholt Sonderzahlungen erhalten hast? Ich habe versucht, deiner Mehrbelastung gerecht zu werden.“ Hinzufügen könnte mein Chef außerdem, dass er mich einige Jahre zuvor zu unheimlich guten Konditionen eingestellt hatte – als ich nach abgebrochenem Referendariat und keiner Aussicht auf die Finanzierung meiner Promotion nicht wusste, wie ich, bereits mehrfacher Familienvater, beruflich und finanziell überleben sollte. – Ich denke, ich war moralisch verpflichtet, der Firma und meinem Chef in einer schwierigen Lage auszuhelfen. Und es war nicht verkehrt, mir das mitzuteilen. Vielmehr half es mir, die Situation im rechten Licht zu sehen.

Kein Double bind, da der Zwang „nur“ moralischer Natur ist

Paul hatte früher in seinem Brief gesagt, dass er gebieten könnte, es aber nicht wolle, weil Phil freiwillig entscheiden sollte. Jetzt scheint er Phil das Gegenteil zu sagen: „Es soll freiwillig sein, aber denk daran, dass du im Grunde genommen moralisch verpflichtet bist.“ Handelt es sich nicht um eine Doppelbotschaft, die ich in einem anderen Artikel beschrieben habe? Ich meine, nein. Eine Doppelbotschaft wäre es, wenn Paul sagen würde: „Du musst Onesimus freilassen, aber mach doch, was du willst (idealerweise mit beleidigtem Unterton).“ Aber die Botschaft von Paul ist anders: „Ich bitte dich, dass du Onesimus entlässt. Du bist von meiner Seite aus frei, anders zu entscheiden. Nur bedenke, dass es moralisch gesehen deine Pflicht wäre.“ Paul wird dem Paradoxon von Freiheit und Pflicht gerecht. Und ich meine, dass dies eine Situation ist, die uns im Alltag nur allzu häufig widerfährt. Oder ist dir dieser Balanceakt gänzlich unbekannt?

Viktor Klassen
3.2.2023
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